In memoriam Halstenbeker Knick-Ei
Ein Monument für die moderne Architektur

Die traurige Geschichte vom Knickei in Halstenbek ist beendet.
Ein wenig rühmliches Beispiel für moderne Architektur ist durch Abriß verschwunden.

Die Internet-Seite knickei.de hat dieses Spektakel eine Zeitlang begleitet, einige Fakten gesammelt und darüber hinaus versucht, die heiteren Aspekte zu finden und zu würdigen. Diese Aufgabe ist erledigt.
Die vorhandenen Informationen und Kommentare mögen noch eine Zeitlang von historischen Interesse sein, deshalb bleibt diese Seite noch bis auf weiteres öffentlich zugänglich
(Stand vom 9. Mai 2007).
Was uns bleibt...
Der Botschafter von Halstenbek
Der Herr wird das Haus
der Hoffärtigen einreißen
(Sprüche Salomos, Kap.15, 25)

Zentren der Statik-Fehler - Halstenbek und Berlin
Wie man hört, ist auch Berlin von einem gravierenden Problem mit der Statik des neuen Hauptbahnhofs betroffen. Die Verbindung zum Knickei von Halstenbek ergibt sich daraus, daß für beide Bauten die gleiche Statik-Firma tätig war.
Halstenbek/Berlin. Das Orkantief "Kyrill" jagte am 19. Januar mit Blitz, Donner und Windböen von 110 Kilometern pro Stunde über Berlin hinweg. Im Visier des Wüterich: der eine Milliarde Euro teure Hauptbahnhof. Wie einen Streichholz lässt der Atem des griechischen Windgotts Zephyros einen tonnenschweren, 8,40 Meter langen und 40 bis 50 Zentimeter hohen Stahlträger, von der Außenfassade abstürzen.
Pikant: Das Stuttgarter Ingenieurbüro Schlaich, Bergermann und Partner (SBP) hat sich nicht nur an der Statik des Luxusbahnhofs an der Spree versucht. Die Rechenkünstler aus dem Schwabenland mit Sitz an der Hohenzollernstraße lieferten auch mathematische Formeln für die Standfestigkeit des Halstenbeker "Knick-Ei".
Das wird - wie bekannt - zurzeit plattgemacht. Denn nachdem das Glasdach der Sporthalle 1997 und 1998 Wetter-Unbillen und Fliehkräften nicht trotzen konnte und zweimal eingestürzt war, standen Verwaltung und Politik sprichwörtlich vor einem Scherbenhaufen. Was Bürgermeister Bruno Egge veranlasste, unter anderem SBP auf finanzielle Wiedergutmachung in Millionenhöhe zu verklagen. Denn laut Gutachten wurden die Statiker als Mitschuldige am Einsturz benannt.
Der oder die Schuldigen an dem Dilemma in Berlin werden mit Hochdruck gesucht. Unschuldig fühlen sich alle Beteiligten: Sei es Hamburgs Star-Architekt Meinhard von Gerkan, dessen Architekturbüro gmp den Bahnhofs-Entwurf geliefert hat; SBP, die prüften und rechneten; die Stahlbaufirma Donges, die das Material produzierte und für die Montage gerade stehen muss; die Bahn, die die Bauleitung innehatte, die Berliner Baubehörde, die über allem stehend prüfte.
von Dietmar Vogel (Pinneberger Tageblatt vom 25.01.2007)
Schöne Neue Architektur
Das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) hat jahrelang eine Tournee-Ausstellung über Neue Deutsche Architektur veranstaltet, die in Berlin, Mailand, Hamburg, Turin, Madrid, Sevilla und anderen Orten weltweit gezeigt wurde.
Darin wurde das Halstenbeker Knickei als eines von 25 ausgewählten Beispielen für moderne deutsche Architektur vorgestellt.
Sporthalle Halstenbek
Architekten: André Poitiers Architekten, Hamburg
Jahr der Fertigstellung: 1998

Es fehlte allerdings der Hinweis darauf, daß dieses schöne Beispiel moderner Architektur kurz nach der Fertigstellung eingestürzt ist.

Neue Deutsche Architektur, Bauausführung Nebensache...
Jürgen Malke, Gemeindevertreter der Grünen in Halstenbek, wandte sich an das IFA, Abteilung Kunst, um die Tourneeveranstalter auf ein wichtiges Manko hinzuweisen; nämlich die Tatsache, dass das tolle Modell-Projekt kurz vor der Einweihung zum zweiten Mal einstürzte.
Die Antwort von Ursula Zeller, Abteilungsleiterin Kunst des IFA, empfindet Malke als "recht arrogant". Es sei nicht mehr zu zählen, wie oft sich schon jemand aus "dem Verein das Knick-Ei" an das IFA gewandt habe, um die Abbildung aus der Präsentation herauszubekommen. Weitere Anfragen seien zwecklos. Man werde diese zu den Akten legen. In großer Güte teilt Frau Zeller Malke mit, dass das Poitiers-Projekt von einer "nationalen und internationalen Jury" ausgewählt worden sei. Es gehe um das Projekt, nicht um die Bauausführung. Deswegen werde das Modell auch in der Ausstellung bleiben.
(Rainer Burmeister, Pinneberger Zeitung vom 20. März 2007)
Impressum
Manche Halstenbeker sind an dieser Stelle etwas empfindlich...
aber wir bitten zu berücksichtigen, daß es sich hier nicht um Häme oder Schadenfreude handelt, sondern um Satire, die einen höheren Zweck verfolgt,wie z.B. die Hoffnung, die Betroffenen doch noch zu bessern...

          Impressum

Was nachher geschah...

Neubau
Halstenbek hat eine neue Sporthalle auf dem Knickei-Grundstück erhalten.

Neubau Stand August 2008
Auch dabei ist der Versuch unternommen worden, etwas Neues und für Schleswig-Holstein bisher Einmaliges zu realisieren. Diesmal nicht auf dem Gebiete der Architektur, sondern bei der Finanzierung; die neue Halle wird im Rahmen einer ÖPP (Öffentlich-Private-Partnerschaft) betrieben werden.
Diese Abkürzung läßt sich aber auch anders interpretieren, nämlich als Öffentlicher-Power-Preis, denn die Ausgaben der Gemeinde Halstenbek für die neue Sporthalle werden sich hochgerechnet in 25 Jahren auf rund 12,6 Millionen Euro belaufen, wahrlich ein stolzer Preis!    Details siehe ...

Schadenersatz
Für den finanziellen Schaden mit dem Knickei soll Halstenbek Schadenersatz von der verantwortlichen Statik-Firma Schlaich und Partner erhalten. In einem Vergleich vor dem OLG Schleswig einigten sich die Beteiligten im September 2008 darauf, daß Halstenbek rund 2,3 Mill. Euro erhalten soll.
Angesichts des Gesamtschadens von rund 9,5 Millionen bleiben dann immer noch 7,2 Millionen Verlust für die Halstenbeker Steuerzahler übrig.
          mehr...
Was hat es mit dem Knickei eigentlich auf sich?
Kurze Einführung in diese spezielle Halstenbeker Tragödie
Welche Lehren ziehen wir aus der Knickei-Katastrophe?

zum Beispiel hinsichtlich
  • der Attraktivität von Halstenbek als Wohnort
  • dem Vertrauen in die verschiedenen örtlichen Parteien
  • der Glaubwürdigkeit der Gemeindeverwaltung
  • den Voraussetzungen für eine sportliche Betätigung,       und sonst noch...
Die Beantwortung dieser Fragen bleibt jedem Halstenbeker Bürger selbst überlassen.
Was Knickei.de-Besucher so denken...
Zitat aus einem Besucher-Kommentar:
"Es ist peinlich für eine deutsche Stadt, ein nahezu fertiges Gebäude komplett einzureissen, nur weil das Dach noch einmal aufgebaut werden muss. Ein architektonisches Meisterwerk (!) wird der Rechthaberei und Selbstsüchtelei der lokalen CDU-Antagonisten zu Gunsten eines geschmacksbefreiten Profanbauwerks geopfert. Herr Kok, schämen Sie sich. Was ich hier sehe, ist die grenzenlose Schadenfreude eines kleinen konservativen Vorgartenzwerges. Hoffentlich werden Sie nicht in die weiteren Gestaltungsplanungen der zukünftigen Halle involviert, denn sollte dies der Fall sein, dürfte der Neubau ähnlich augenkrebsverursachende Folgen haben wie Ihr von gestalterischer Unfähigkeit gezeichneter Internetauftritt."...
Skandal
Vorgartenzwerg schändet
architektonisches Meisterwerk


Stabilität von Sporthallen
München afp - Gut vier Monate nach dem Halleneinsturz von Bad Reichenhall mit 15 Toten hat der TÜV eine erschreckende Bilanz gezogen. Die Hälfte der mehr als 200 bundesweit untersuchten Hallen zeigten relevante Mängel, berichtete der TÜV Süd gestern. Das zentrale Problem sei dabei nicht die Schneelast, die in Bad Reichenhall vermütlich für den Einsturz sorgte, sondern die Qualitätssicherung bei Planung, Bau und Betrieb. In 55 Prozent der untersuchten Hallen lagen überhaupt keine Informationen über die Konstruktion vor oder sie reichten nicht für eine Beurteilung der Statik aus. Besonders hoch sei der Mängelanteil bei Holzhallen mit 75 Prozent, gefolgt von Stahl- und Betonhallen miit 55 und 45 Prozent. Die Prüfung sei nicht repräsentativ.
(Die Tageszeitung (taz) vom 12.5.2006)
Das klingt fast so, als sei die Halstenbeker Halle gar nicht so einmalig. Um den Anspruch der Einmaligkeit aber dennoch zu untermauern, sei in aller Bescheidenheit darauf hingewiesen, daß die Halstenbeker Halle schon vor dem Beginn der Nutzung eingestürzt ist, und das nicht nur einmal, sondern bereits zweimal. Das soll erst einmal nachgemacht werden!