Wieder-Aufbau des Knickeis

Versprechungen beim Bürgerentscheid:
Den Halstenbeker Bürgern wurde vieles versprochen, um sie zu bewegen, einem 3. Aufbau des Knickeis zuzustimmen. Die wichtigsten Versprechen anläßlich des Bürgerentscheids und der Kommunalwahl sind: Im einzelnen dazu folgende Aussagen:

Sicherheit
Die Sicherheit der Halle soll durch konstruktive Verbesserungen der bisherigen Kuppelkonstruktion erreicht werden. Als konkrete Veränderungen wurden dabei genannt: Die Kuppel soll etwas erhöht werden und die verwendeten Streben etwas stabiler ausgelegt werden. Grundsätzlich sollen dabei auch Mehrkosten in Kauf genommen werden.

Notwendige Sicherheitsverbesserungen sind einzubauen, auch wenn dies zu Mehrkosten für die Gemeinde führt. (Schreiben des Bürgermeisters an alle Haushalte vom September 2002)

Beim Wiederaufbau des Daches wird die Sicherheit für die künftigen Benutzer entscheidend Bedeutung haben. So werden gegenüber der ursprünglichen Planung alle nur möglichen konstruktiven Verbesserungen eingeplant und die Kontrolle sowohl bei der Planung als auch bei der Ausführung verstärkt werden. (Halstenbeker Harke, Februar 2003

Kosten
Zusätzlich zu den bisherigen Ausgaben von 7,55 Mio. Euro soll der Wiederaufbau rund 2,18 Mio Euro kosten, dabei sind die Schadenersatzzahlungen abzusetzen in Höhe von 1,46 Mio Euro - das ergibt Gesamtkosten für die Halle bei einem Wiederaufbau der Glaskuppel von 8,27 Mio Euro.

Gesamtkosten für die Variante “Fertigstellung” betragen 16.16 Mio DM = 8,27 Mio Euro. (Berechnung der Gemeinde Halstenbek v. 30. 7. 2002, verteilt in der Einwohnerversammlung am 4.9.2002 )

Termin
Beim Termin wollte sich keiner so richtig festlegen, es wurde nur der Begriff "kurzfristig" bzw. "in relativ kurzer Zeit" genannt. Angesichts der Tatsache, daß bereits vier Jahre seit dem letzten Einsturz der Kuppel im Jahre 1998 vergangen waren, die mehr oder weniger zur Vorbereitung des Wiederaufbaus genutzt werden konnten, darf man den Begriff "kurzfristig" in diesem Fall sicher als "in ein bis zwei Jahren " interpretieren.

Es fand die erste von zwei Einwohnerversammlungen statt. 250 Bürger kamen, die Dikussion blieb sachlich. Nur manchmal brandete höhnisches Gelächter auf. Etwa, als Bürgermeister Bruno Egge versprach, bei einem ja zu Halle diese “in relativ kurzer Zeit in Betrieb zu nehmen”. (Pinneberger Zeitung vom 6.9.2002)

Die Vollendung der Sporthalle hat für die CDU allerhöchste Priorität. Sie wird sowohl für den Schulsport als auch für den Vereinssport dringend benötigt. Nachdem die grundsätzliche Entscheidung für den Wiederaufbau des Daches in der Gemeindevertretung gefallen und auch durch das Bürgerbegehren bestätigt worden ist, wird die CDU alles daran setzen, diesen Beschluss kurzfristig in die Tat umzusetzen. (Halstenbeker Harke, Februar 2003)


Tatsächlicher Stand per November 2003:

Seit dem Bürgerentscheid im September 2002 ist inzwischen mehr als ein Jahr vergangen. Mit der Einhaltung der gemachten Versprechungen sieht es schlecht aus, bereits jetzt sind gravierende Abweichungen erkennbar:

Sicherheit
wie die
Rente?
An einer Glaskuppel wird festgehalten, mit der bemerkenswerten Begründung: Das geht am schnellsten und preiswertesten. Sie soll etwas höher und aus stabileren Stahlträgern gebaut werden. Damit wird die Lösung aller Sicherheitsprobleme erwartet - wer den Optimismus noch nicht teilen kann, muß auf die spätere Bewährung in der Praxis warten.

Die Diskussion um alternative Dachformen beim Wiederaufbau der zweimal eingestürzten Halstenbeker Sporthalle ist beendet. Mit der Demontage des Wracks und dem Wiederaufbau kann begonnen werden. In der Gemeindevertretung erledigte Projektsteuerer Günter Krause (52) seinen Auftrag und gab eine Bewertung der im Bauamt vorliegenden Angebote und Anregungen für einen Dachaufbau mit anderen Mitteln ab. Ergebnis: Mit den bisherigen Statikern Schlaich, Bergmann und Partner (SBP) wird der Wiederaufbau am schnellsten und preiswertesten zu erledigen sein. Allenfalls drei Alternativ-Lösungen hält der Projektsteuerer für realisierbar. Doch fehlten auch dann noch detaillierte Angaben über die Durchführung und die Kosten. Es blieben nur noch die Sozialdemokraten bei der Forderung, Angebote einzholen und weiter zu entwickeln, um dann erneut zu einem Vergleich der Varianten zu kommen. Doch CDU und FDP lehnten diesen Antrag ab. (Pinneberger Zeitung vom 24.12.2002)

Bürgermeister Bruno Egge spricht von einer “dramatischen Entwicklung”: Das Ende des Millionenprojekts Sporthalle an der Feldstraße könnte bald gekommen sein. Der Grund: ein hinfälliges Schallschutzgutachten. - Eines stellte Egge gestern klar: Für Stimmen, die das Ergebnis des Bürgerentscheids jetz für Makulatur halten, hat er Verständnis. Der Anstand geböte das: “Das Ergebnis hätte anders lauten können, wenn diese Informationen den Wählern bereits vorgelegen hätten”, so der Bürgermeister. (Pinneberger Tageblatt vom 3. 4. 2003)

Das Konzept sieht vor, das Stichmaß der Glaskuppel zu erhöhen. Diese wird eine Höhe von 6,10 Meter (bisher 4,60 Meter) erreichen. Die Knotenpunkte (bisher Schwachpunkte der Kuppel) werden durch sechs Zentimeter breite und zwölf Zentimeter hohe Rechteckhohlprofile ersetzt. Die Verbindungen zu den Stäben werden nicht mehr verschraubt, sondern verschweißt. Die Stäbe werden nicht wie bisher einzeln zusammengesetzt, sondern im Werk zu Großelementen verbaut und auf der Baustelle per Kran zusammengesetzt sowie miteinander verschweißt. Die Kuppel soll wieder für Reinigungs- und Wartungspersonal begehbar sein. Diesmal wurde an eine Absicherung gegen unbefugtes Betreten gedacht. Entweder wird am Kuppelrand ein Hindernis oder am Fuß der Kuppel ein umlaufender Zaun erstellt. Auch die akustischen Probleme sind gelöst. Damit die Halle den DIN-Vorschriften entspricht, sollen 40% der Dachoberfläche mit akustisch wirksamen Schallschutzelementen versehen werden. Diese nicht transparenten Elemente können unter der Kuppel aufgehängt werden, damit von außen ein homogenes Glasdach erkennbar bleibt. Möglich ist auch, 40 Prozent der Glas- durch Blechelemente zu ersetzen. "Mit diesen Maßnahmen erhöhen wir die Stabilität um den Faktor vier. Die Kuppel wird vier Mal so steif und auch vier Mal so stabil", erläutert Bauamtsleiter Holger Lange. (Pinneberger Zeitung vom 15. 11. 2003)

Kosten
Wachstum
bei den
Kosten...
Während noch kein einziger Spatenstich für den Wiederaufbau getan worden ist, werden inzwischen erwartete Gesamtkosten für die wiederaufgebaute Halle von rund 10 Mio. Euro genannt. Ausgaben für Anwälte und Gerichte, Projektsteuerer, Planer, Gutachter und der laufende Unterhalt für das Hallenwrack treiben die Kosten in die Höhe. Die eigentlichen Baukosten werden sich erst aus der beabsichtigen Ausschreibung ergeben - auch dabei können sich unangenehme Überraschungen einstellen. Inwieweit die einkalkulierten Schadenersatzzahlungen tatsächlich fließen, scheint auch noch nicht festzustehen. Insgesamt zeichnet sich bereits jetzt eine katastrophale Überschreitung der versprochenen Gesamtkosten von 8,27 Mio Euro ab.

Die juristischen Auseinandersetzungen um das zweimal eingestüzte Halstebeker Sporhallen-Ei verursachen nicht nur eine Menge Kosten, sie sichern den beteiligten Anwälten auch über Jahre hinweg ihr Auskommen. - In einem Zivilprozeß zwischen der Gemeinde und dem Knick-Ei-Architekten André Poitiers geht es um Honorarforderungen des Konstrukteurs einerseits und um Schadenersatzforderungen der Gemeinde gegen Poitiers wegen der angeblich von ihm verusachten Baukostensteigerungen andererseits. Ein Vergleichsvorschlag des Gerichts lautete auf rund 100000 Euro Honorarnachzahlung an Poitiers. - “Schlecht vertreten” von den Juristen sei die Gemeinde, findet der Bauauschussvorsitzende Hans-Jürgen Peter (SPD). - Aus CDU-Kreisen verlautete, der Vergleichsvorschlag hätte vereits vor drei Jahren erreicht werden können, als Poitiers ein entsprechendes Angebot gemacht hatte. Statt dessen seien jährlich 40000 Euro an Anwaltshonoraren sowie weitere Gerichtskosten angefallen. (Pinneberger Zeitung vom 1.3. 2003)

Die letzte Wahlperiode ist geprägt von Fehlentscheidungen der jetzigen Mehrheit aus CDU und FDP. Zum einen zählt dazu die Neubesetzung der Projektleitung, die zu Mehrkosten von ca. 400000 DM geführt haben, obwohl die damaligen Projektleiter Escherich und Franke laut Gutachten keinerlei Schuld am Einsturz des Hallendaches tragen. (SPD-Wahlprogramm 2003)

Es sei mit unzulässigen erheblichen Überschreitungen der Schallgrenzwerte zu rechnen. - Die Experten empfahlen, ein Fachinstitut in Berlin mit einer neuen Computerberechnung zu beauftragen. Kosten: 37000 Euro. Hinzu kämen aber noch nicht absehbare Aufwendungen für Berechnungen an einem zu erstellenden Sporthallen-Modell im Maßstab 1:20. (Pinneberger Zeitung vom 3.4.2003)

Um die so genannte Funktionalausschreibung vorzubereiten, werden zunächst allein 240000 Euro benötigt. Hinzu kommen Abrisskosten in Höhe von 150000 Euro sowei eine Million Euro für den Wiederaufbau. Werden die bisher verbauten acht Millionen Euro hinzu gerechnet, liegen die Baukosten bei 9390000 Euro! Die Grünen, als einzige Fraktion gegen den Wiederaufbau, addieren noch die laufenden Honorare für die Projektsteuerer Drees & Sommer dazu und kommen auf stolze zehn Millionen Euro. (Pinneberger Zeitung vom 28.8.2003)

Es falle für die Gemeinde ein monatlicher Unterhaltsaufwand für das Hallenwrack in Höhe von 10700 Euro an. Einschließlich Unterhalts-, Ausschreibungs- Abriss- und Aufbaukosten werde die Vollendung der Halle knapp zwei Millionen Euro zusätzlich kosten. “Diese Ruine ruiniert uns. Für diese Summe bekommen wir fast schon eine konventionelle Halle”, rechnet Ines Strehlau (Die Grünen) vor. (Pinneberger Zeitung vom 23. 9. 2003)

Die Gemeinde wird die Kosten für den Wiederaufbau des Kuppeldaches vorfinanzieren müssen. - Das Schadenersatzverfahren gegen das ehemals mit der Statik beauftragte Büro Schlaich, Bergermann und Partener - dem Vernehmen nach fordert die Gemeinde 1,5 Millionen Euro - wird frühestens im März 2004 vor dem Landgericht Itzehoe abgeschlossen. Der Verlierer hat die Möglichkeit, das Urteil anzufechten. Bauamtsleiter Holger Lange: "Ich fürchte, dass wir 2004 daraus keine Einnahmen beziehen werden." (Pinneberger Zeitung vom 15. 11. 2003)



Termin
warte, warte
noch ein
Jährchen...
Die terminliche Situation sieht ebenfalls miserabel aus. Von “kurzfristig” konnte bereits wenige Tage nach dem Bürgerentscheid keine Rede mehr sein, die Verwaltung legte damals einen Zeitplan von zweieinhalb Jahren bis zur Fertigstellung vor (aber nur bei gutem Wetter!). Inzwischen sind durch die segensreiche Tätigkeit der Projektsteuerer und anderes Mißgeschick weitere Verzögerungen in der Planung eingetreten und als möglicher Fertigstellungstermin wird jetzt der Schuljahresbeginn 2005/2006 (=September 2005) genannt. Das entspricht einer Wiederaufbauzeit von 3 Jahren seit dem Bürgerentscheid im September 2002. Es erscheint durchaus möglich, daß bei diesem Tempo noch vor Baubeginn ein erneuter Bürgerentscheid stattfinden kann, der den Wiederaufbaubeschluss aufhebt.

Jetzt gibt Bruno Egge Gas: Per Dringlichkeitsantrag ließ sich Halstenbeks Bürgermeister Bruno Egge Handlungsspielraum von der Gemeindevertretung geben, um den Wiederaufbau des “Knick-Eies” voran bringen zu können. - Zunächst können sich die Fraktionen nach Egges Zeitplan noch ein halbes Jahr kabbeln, wie und mit wem nun wieder aufgebaut wir. Die Zeit sollen die Projektsteuerer, das Hamburger Ingenieurbüro Drees & Sommer, nutzen, sich in die komplizierte Materie einzuarbeiten. - Der weitere Zeitplan sieht neun Monate für Planung, Diskussion und Entscheidung über ein neues Hallendach vor. Es folgen nach einem Beschluss der Gemeindevertretung und Erledigung der Prüfstatik drei Monate für Ausschreibung und Vergabe der Aufträge. Ein weites halbes Jahr wird benötigt, um die Bauteile zu fertigen und parallel das alte Dach zu demontieren. Noch einmal sechs Monate sind für die Montag des neuen Dachs vorgesehen. Unwägbarkeiten, wie das Wetter, könnten den auf zweieinhalb Jahre terminierten Fahrplan noch negativ beeinflussen. (Pinneberger Zeitung vom 25. 9. 2002)

Auf Anregung der Projektsteuerer Drees & Sommer soll eine Denkpause bis zur Halstenbeker Gemeindevertretersitzung am 23. Juni 03 eingelegt werden, um neue Lösungen zur Fertigstellung des zweimal eingestürzten, als “Knick-Ei” titulierten Sporhallenbaus zu finden (Pinneberger Zeitung vom 28.5.2003)

Mit den Stimmen von CDU, SPD und FDP wurde beschlossen, eine so genannte Funktionalausschreibung einzuleiten, um einen Generalunternehmer mit dem Wiederaufbau beauftragen zu können. - Offen bleibt, in welcher Form und mit welcher Dachkonstruktion ein Wiederaufbau erreicht werden soll. (Pinneberger Zeitung vom 1. 7. 2003)

Beauftragt mit den Vorbereitungen der Funktionalausschreibung wurde die Firma DS-Plan, ein Tochterunternehmen von Drees & Sommer. Bauamtsleiter Lange verweist auf das “Paketangebot”, das für maximal 240000 Euro sämtliche Leistungen wie Tragwerksplanung, Lösung der Akustik-Problematik und Statik enthalte. Langes Zeitplan sieht unter dem Vorbehalt weiterer Unwägbarkeiten vor , bis Mitte nächsten Jahres die Funktionalausschreibung abgeschlossen zu haben. Der dann gefundene Generalunternehmer soll bis zum Schuljahresbeginn 2005/2006 das Hallendach dicht und vielleicht auch schon die Halle betriebsbereit haben. (Pinneberger Zeitung 28.8.2003)

Die Hoffnung ruht damit auf dem zukünftigen Generalunternehmer - wenn er denn gefunden wird. Schließlich wurde bereits für den erstmaligen Bau der Sporthalle ein Generalunternehmer gesucht, es fand sich aber keiner. Ob die Aussichten dafür nach den bisherigen Ereignissen besser sind? Falls sich tatsächlich jemand finden sollte, möchte er sicher das zu übernehmende Risiko auch in geeigneter Weise honoriert haben (was wiederum nicht ohne Einfluß auf die Kosten bleiben dürfte).