Reime

Das Ei

von Werner Lüdemann
In einer Bodega in Halstenbek,
überlegten zwei Spezis einen Weg,
wie man es anstellen könne,
daß man einen Wettbewerb gewönne.

Es ging, das wissen alle,
um den Neubau einer Dreifeldhalle.

Sie blätterten in Fachorganen,
um nicht irgendwas zu planen
und fanden zwischen Allerlei
ein schönes, teures Hallenei.

Der Architekt hat schön gesponnen,
der Wettbewerb ward so gewonnen,
Der Politiker Pupillen waren verkleistert
alle waren schwer begeistert.

War das Ganze zwar nicht billig,
zeigte man sich dennoch willig.
Parteifreunde und Genossen
haben den Pakt mit dem Chaos geschlossen.

Nun wurde geplant und erläutert
der Horizont der Gremien erweitert.
Man sah die Sache schön gedeihen
verlieh dem Architekten höchste Weihen.

Das Ei war revolutionär
die Presseartikel spektakulär.
Halstenbek ist der Ort der Stunde
das Ei in aller Munde.

Der Planungsfortschritt bringt's zu Tage:
der Kostenumfang steht in Frage.
Der Politik ist's nicht geheuer
wird das Ei nun doch zu teuer?

Es fragen schließlich alle:
bau'n wir doch ‘ne and're Halle?
Die Planungskosten war'n schon zu hoch
bauen wir das Ei also doch!
Irgendwie hat man es gerochen
das Ei wurde jetzt heilig gesprochen.
Es wurde allen teuer und lieb
ein Schimpfwort ist jetzt:"Du Eierdieb!"

Die Arbeiten wurden ausgeschrieben
Auftragsvergaben vorangetrieben
Der Baubeginn war festgesetzt
da heißt es dann jäh und entsetzt:
wie peinlich, schrecklich, widerwärtig
die Pläne sind noch gar nicht fertig.

Der Architekt rotiert wie ein Propeller
in der Hektik immer schneller.
Wer hat Schuld - etwa ich?
das ist ja doch wohl lächerlich.

Irgendwann, wär ja gelacht
wird der Spatenstich vollbracht
und das schöne Geld verbraten
die Gemeinde zahlt in Raten.

Wenn das Ei dann wirklich da ist
und plötzlich allen völlig klar ist:
die Kosten fressen alles auf
steht das Ei an zum Verkauf.

Den Werken wäre es wohl lieb,
das Ei zu nehmen als Eigenbetrieb.
Als Erdgasblase in Krisenzeiten
ließe es sich aufbereiten.

Die Kuppel ließe sich vermieten in Gänze
als Tanzboden für Eiertänze.

Wie sagte mir der Dichter bloß:
wie werd' ich die Geister wieder los?
Schon mancher ist - wie verzwickt
an einem blöden Ei erstickt.



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